Interner Wettbewerb aus 3 unterschiedlichen Entwurfsplanungen
Auslober: | Evangelische Stiftung Neinstedt, Lindenstraße 2, 06502 Thale | |
Die Evangelische Stiftung Neinstedt beabsichtigt in Kooperation mit der Evan-gelischen Christusgemeinde Wernigerode auf dem Grundstück "Friedrichstraße 62 - ehemalige Francke-Schule" ein neues Kirchlich-Diakonisches Zentrum zu entwickeln. Ziel ist es, die Räumlichkeiten der bestehenden Tagesförderung der Behinderten des "Guten Hirten" aus dem derzeitigen Wohngebäude auszulagern. Zusätzlich sollen im neuen Gebäude Funktionen der Christusgemeinde sowie neue Wohneinheiten für Menschen mit Beeinträchtigungen untergebracht werden. Um dem Bauherren eine Vielfalt an möglichen Herangehensweisen zu eröffnen, wurde ein interner Wettbewerb im PLANUNGSRING ausgerufen.
Variante 1
Variante 1 basiert auf dem Spiel von geschlossenen und offenen Räumen. So entstehen Raumboxen und ein zusammenhängender Raumfluss zwischen ihnen. Um die vielen unterschiedlichen Funktionen im Gebäude unterzubringen, war es dem Entwurfsverfasser wichtig, dass sich die Kubatur kleinteilig auflöst, um einen angemessenen Maßstab zur Umgebung zu finden. Darauf gründet der Wechsel der Dachneigungen. Im eingeschossigen Bereich bildet jeder Förderraum sowie der zu planende Mehrzweckraum ein eigenes Dach aus (10 - 20 Grad). Diese neigen sich jeweils in die Richtung, aus der sie die besten Lichtverhältnisse einfangen können. Durch zusätzliche Oberlichter wird der Tageslichteinfall optimiert. Grundsätzlich entsteht ein 1-3- geschossiger Bau, beidem die Räume für das Personal sowie die individuellen Wohneinheiten in die oberen Geschossen ausgelagert werden. Die gewählte Materialität entstand aus einer Analyse der umliegenden Bebauung und schlägt eine robuste Betonfassade in Holzverschalungsoptik vor.
Variante 2
Variante 2 verfolgt das Ziel möglichst klarer Strukturen. Mit einer gestreckten, rechteckigen Grundrissform taucht der Baukörper als Riegel in das Grundstück ein.
Er nutzt die volle Grundstückslänge zwischen Friedrichstraße und Christuskirche.
Im ohnehin lärmbelasteten straßenseitigen Giebel erfolgt die Grundstückserschließung. Hier werden neben dem Eingangsbereich die notwendigen Parkplätze und die Zufahrt für Belieferungen organisiert. Fußläufig ist das Grundstück ebenfalls von der Friedrichstraße her erreichbar. Im Gebäudeensemble mit Christuskirche, Pfarrhaus und dem Neubau entstehen seperierte Grünflächen - der "Kirchplatz" als gemeinsame Mitte und die "Kirchwiese", die vom Südgiebel des Neubaus und dem Ostgiebel der Kirche gefasst wird. So ist auch genau an diesem Giebel der gemeinschaftlich genutzte Saal angeordnet - mit Blickbezügen zur Kirche und den beiden Grünflächen.
Durch Staffelung der Geschosse gelingt es, den rückwärtigen Wohnungen eigene Freiflächen anzubieten und das Gebäude zum Kirchplatz hin als 1-geschossigen Bau auszubilden. Am Nordgiebel bietet das ausgebaute Dachgeschoss zwei weiteren Wohnungen Platz.
Variante 3
Der Entwurf verzichtet bewusst auf Wohnangebote und verschiebt den Schwer-punkt auf die kirchlich- diakonische Nutzung und auf ein Gemeindezentrum für den Ortsteil Hasserode. Dieser Ansatz ist konsequent quergedacht. Er bietet eine Lösungsstrategie für das ungleiche Verhältnis zwischen den gewünschten Flächen innerhalb der Geschosse und der damit hohen Auslastung des zugewiesenen Baufeldes. Der Gedanke resultiert auch aus der möglichen Qualitäts-beeinträchtigung der Wohnnutzung durch Geräusche (Heizhaus). Der ein bis zwei geschossige Baukörper ist klar und einfach strukturiert und folgt der Stiefelform des Baufeldes. Von der Friedrichstraße gelingt so eine verbesserte Blickbeziehung zur Christuskirche. In dieser Hauptachse erfolgt die mittige Erschließung über das großzügige Foyer. Das zentrale, offene Foyer bietet Stauraum für Veranstaltungen und Flächen für Exponate. Straßenbegleitend wurden im Erdgeschoss die Werkstätten angeordnet. Dazwischen befindet sich ein lichtdurchfluteter Flur, der zudem für gruppenübergreifende Arbeiten genutzt werden kann. Schaufensterboxen zum Außenraum dienen als Präsentationsflächen für die Arbeiten und Exponate. Besonderes qualitätsvoll ist die Gestaltung des Mehrzweckraumes in südlicher Richtung. Sakralhaft erstreckt sich der Raum über 2 Etagen bis unter das Satteldach. Dieser Raum öffnet sich sowohl zur Kirche als auch zum Park und wird als Speiseraum und als Winterkirche genutzt. Im OG, über den Werkstätten, befinden sich die Verwaltungsbereiche und die Sozialbereiche. Ein Ausgleich der erhöhten Versiegelungsfläche stellt das geplante Gründach, das als Skulpturengarten weitere Exponate fassen soll, dar.